6. September 2012

Und wenn es mal enden sollte? ...





#2 Mein Handy meldet sich. Ich habe eine SMS bekommen. Sie ist von L: 'Sei um 19 Uhr fertig. Ich hole dich ab und wir fahren zum See, L.' Ich ziehe mich an und packe meine wichtigsten Dinge zusammen und warte unten im Hof, bis L. mich abholt. Wie erwartet verspätet er sich. Ich steige zu ihm ins Auto und wir fahren los. Die ganze Fahrt über, wird kein Wort gewechselt. Wir kommen beim See an und er schaltet den Motor seines Wagens aus und legt seinen Kopf auf das Lenkrad. Er sieht fertig aus. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Bevor ich jedoch fragen kann, was ihn beschäftigt, öffnet er seine Autotür, steigt aus, läuft Richtung See und lässt sich auf der Wiese nieder. Ich tue es ihm gleich, jedoch bleibe ich stehen und mustere ihn besorgt. 'Du brauchst mich auch noch so besorgt anschauen, Jessie', sagt er in einem leicht gereizten Ton. Ohne ein Wort zu sagen, lasse ich mich neben ihm, auf der Wiese nieder und schaue in den Himmel. Ich bemerke, dass er mich beobachtet. Seit sechs Jahren sind wir befreundet. Er ist mehr, wie eine Art Bruder für mich geworden. Irgendwann wird mir das alles viel zu blöd und ich ergreife das Wort: 'Du hast mich doch nicht nur hier her bestellt, damit wir dumm in den Himmel starren, oder?' Er lehnt seinen Kopf gegen meine Schulter und fängt an zu reden: 'Ich kann nicht mehr. Diese ganze Scheiße, die mir all die Jahre widerfahren ist, das halten meine Nerven einfach nicht mehr aus. Wieso sind wir damals nicht einfach gesprungen, Jessie? Wieso haben wir uns entschieden, weiterhin diese ganze Scheiße hier zu ertragen? Wir hätten einfach alles innerhalb von ein paar Sekunden beenden können! Wieso haben wir es nicht getan, hm?' Ich drehe meinen Kopf leicht zu ihm hin und gebe ihm einen Kuss in seine Haare. Genau die gleiche Frage plagt mich auch schon seit einiger Zeit. 'Ich glaube, wir wollten nicht so schwach dastehen, wie all die anderen. Ich glaube, wir beide wissen eigentlich, dass das Leben gar nicht so scheiße ist, wie es in manchen Situationen erscheint. Wir haben viele wundervolle Menschen, die hinter uns stehen und vor allem, haben wir uns beide. Ich wäre gesprungen, wenn du gesprungen wärst, aber ich hätte dich niemals dort allein stehen gelassen', antworte ich ihm nach einiger Zeit. Er nimmt seinen Kopf von meiner Schulter und schaut mir in die Augen. Ich habe mit diesem Jungen schon so vieles erlebt und wir sind dadurch zusammen gewachsen. Er ist mehr, als nur mein aller bester Freund. 'Meinst du, wir werden immer so stark bleiben? Ich bezweifel es. Vielleicht wirst du immer wieder einen Weg finden, um weiter zu machen, ich aber nicht. Ich werde vielleicht noch ein paar Jahre unter euch weilen, aber irgendwann werde ich alles hier beenden', sagt er und steht auf. Ich kann ihm nicht antworten. Seine Worte treiben Tränen in meine Augen. Er darf mich hier nicht irgendwann allein lassen. Er darf einfach nicht. Ich stehe auf und nehme ihn von hinten in die Arme und sage unter Tränen: 'Du darfst mich hier  nicht allein lassen! Ich schaffe das doch ohne dich gar nicht. Wir sind seit sechs Jahren befreundet und ich kann und will mir ein Leben ohne dich gar nicht vorstellen! Du bist mein aller bester Freund. Nein! Du bist wie ein Bruder für mich geworden. Wenn du sterben würdest, dann ist es so, als wäre meine Schwester von mir gegangen. Bitte L. Ich will nicht ohne dich sein. Du musst der Patenonkel meiner Kinder werden und ihnen beibringen, wie sie mich auf 180 bringen können. Ich liebe dich, wie einen Bruder und dies wird sich auch nie ändern. Bitte verlass mich niemals.' Er dreht sich in meinen Armen um und hält mich fester in seinen Armen. Es gibt selten solche Momente, in denen wir uns umarmen. Eigentlich lachen wir meist nur zusammen und er ärgert mich ununterbrochen. Solche Momente gibt es kaum, in unseren gemeinsamen Leben. 'Ich bin glücklich, dass du Dennis hast, Jessie. Endlich bemerkt jemand, was für ein liebevolles Mädchen, ich als aller beste Freundin habe. Wir werden das schon beide irgendwie beide bewältigen. Wir schaffen das. Immerhin kann ich dich nicht mehr ärgern, wenn ich tot wäre. Obwohl, ich könnte dich als Geist heim suchen', fügt er lächelnd hinzu. Er nimmt meine Hand und wir laufen zum Auto. Während der Rückfahrt reden und lachen wir wieder viel, aber dennoch bleibt in mir die ständige Angst, dass ich ihn verlieren könnte. Viele denken, dass ich ihn mehr liebe, als mein Freund. Niemals! Ich liebe Dennis wirklich von ganzen Herzen, aber L. gehört einfach zu meinen Leben dazu. Er ist wie ich und genau aus diesem Grund, brauche ich ihn an meiner Seite, denn ich finde nie wieder solch einen Jungen, der mich so gut versteht, wie sonst keiner von meinen Freunden. Sechs lange Jahre nur er und ich.





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